Zur Realisierung von Intra- und Inter-System-Datentransfers in Computernetzen haben sich heute eine Vielzahl von Protokollen, Standards und Varianten etabliert. Diese basieren fast ausnahmslos auf der Verarbeitung von in sich geschlossenen Dateneinheiten, sogenannten Datenpaketen. Insbesondere durch fortschreitende technologische Entwicklungen der Übertragungstechniken werden immer höhere Bitraten erreicht. Die Verarbeitungsleistung konventioneller Prozessorarchitekturen ist hier bei Weitem nicht mehr ausreichend. Dedizierte festverdrahtete Architekturen bieten nicht die für eine tatsächliche Multistandard-Datenpaketverarbeitung benötigte Flexibilität. Die Forschung diskutiert daher den Einsatz von angepassten Netzwerkprozessoren und insbesondere programmierbaren Zustandsautomaten (FSMs) für eine effiziente Datenpaket- und Protokollverarbeitung. Im diesem Zusammenhang schlägt die Firma IBM vor, eine spezielle programmierbare FSM mit einem prozessorähnlichen Datenpfad zu kombinieren. Dieser Ansatz einer Hybridarchitektur könnte konventionelle Verarbeitungseinheiten ersetzen und verspricht verschiedene Vorteile zu verbinden. Ungeklärt sind jedoch die konsequente Designumsetzung einer solchen FSM-basierten Verarbeitungseinheit (FPE), deren Programmierung und eine Integration im Bereich der hochratigen Datenpaketverarbeitung. An dem Punkt setzt die vorliegenden Arbeit an und erörtert Vorteile und Nachteile.

Das Ziel der Untersuchungen besteht daher in der Bewertung und Diskussion eines entsprechenden FPE-Designs. Um schließlich konkrete Abschätzungen zu Verarbeitungsleistung und Anwendungspotential formulieren zu können, stellt diese Arbeit als Voraussetzung nicht nur das FPE-Design an sich, sondern auch eine geschlossene Toolchain inklusive Compiler-Werkzeuge für die Programmierung und Evaluation der Einheit vor. Als besondere Herausforderung wird die automatische Codeübersetzung von der Programmiersprache C bis hin zu einer zugehörigen FSM-Beschreibung betrachtet. Die Bewertung des FPE-Designs erfolgt schließlich anhand einer Umsetzung in der Hardwarebeschreibungssprache VHDL sowie ausgewählter Benchmarks, die dann mit Hilfe der Toolchain auf die FPE abgebildet werden.

Die Verwendung der internen FSM und der in der Arbeit vorgestellten kurzen Pipeline ermöglicht vielfach eine signifikant höhere Verarbeitungsleistung als ein konventioneller RISC-Prozessor. Die in mehrerlei Hinsicht effiziente Abbildung von Mehrfachverzweigungen im Programmcode ist dabei von großer Relevanz. Eckdaten eines potentiellen Chipdesigns werden abgeschätzt und ein Ausblick auf die weitere Anwendung von Design und Compiler-Werkzeugen wird gegeben. In Kombination mit einer Netzwerkprozessorinfrastruktur einschließlich dedizierter Einheiten ermöglicht der FSM-basierte Ansatz eine flexible, hochratige Datenpaketverarbeitung.