Für den modernen Leser offenbart die Lektüre von Blefkens Islandia (1607) den Eindruck eines von der Wildheit der fernen Insel positiv beeindruckten Autors. Wunderberichte halten sich bei weitem in den für die Zeit üblichen Grenzen und werden vom Autor immer mit kritischer Distanz vorgestellt. Weniges in Blefkens Bericht, wie z.B. das Grönlandabenteuer oder die Suche nach der Nordostpassage, mag – in heute unklärbarem Ausmaß – aus anderen Erzählungen zur Mehrung der Datendichte übernommen sein. Im wesentlichen aber zeigt sich Blefken sogar als besonders ehrlicher und von Ruhmessucht unberührter Autor, wenn er etwa im letzten Kapitel seines Berichtes das Scheitern der Hekla-Expedition aus jugendlicher Verantwortungslosigkeit schildert und von sich selbst alles andere als ein heroisches Bild zeichnet. Am Ende des Buches steht jedenfalls ein Erlebnis des Autors, in dem sich die magische Atmosphäre des Landes mit dem Hinweis auf eine persönliche Freundschaft Blefkens zu einem Islänger verbindet. Blefken, der deutsche Gelehrte, überlässt dem isländischen Freunde seine Bücher und dieser knüpft dem Fremden magische Knoten ins Taschentuch, die ihm am Meer den rechten Wind zur Heimkehr bescheren sollen. In quälender Flaute löst Blefken die heidnischen Knoten und der Zauber Islands bringt ihn zurück nach Europa.