Mögen alle Kinder in der Schule die gleiche Musik? Oder gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Musikgeschmack und der musikalischen Verortung der Familie? Die Frage nach musikkulturellen Unterschieden wird diskursiv erörtert: Folkloristische Ansätze unterstellen einen Zusammenhang zwischen den musikalischen Vorlieben der Kinder mit Migrationshintergrund und der traditionellen volkstümlichen Musik ihrer familiären Herkunft. Kritiker dieser Ansätze unterstellen, dass dieser Unterschied konstruiert sei und neigen zu universalistischen Annahmen hinsichtlich der Musikrezeption. Andere wieder unterstellen eine Dominanz der global distribuierten angloamerikanischen Popmusik, welche über kurz oder lang zu einer Homogenisierung der musikalischen Hörgewohnheiten beitragen würde. Ein nicht unwesentlicher Teil der Kinder in bundesdeutschen Grundschulen hat – bekanntermaßen – einen familiären Hintergrund in der Republik der Türkei. Dort hat sich historisch ein Musiksystem herausgebildet, das sich in wesentlichen Aspekten vom abendländischen System unterscheidet. Darunter das musikalische Konzept ‚Maqam‘, welches sowohl in der traditionellen türkischen Musik als auch in der gegenwärtigen Kunst- und Popmusik eine bedeutsame Rolle spielt. In seiner Untersuchung zeigt Winfried Sakai, dass dieses Konzept durchaus in die musikalischen Vorlieben der Kinder mit türkischem Migrationshintergrund hineinspielen kann. So tritt türkische Popmusik als ein möglicher – und für die Kinder sicher nicht unbedeutsamer – musikpädagogischer Anschlusspunkt hervor.