Im Mittelpunkt dieser sozial- und wirtschaftshistorisch ausgerichteten Untersuchung steht der Lübecker Krämer Hinrik Dunkelgud und sein Rechnungsbuch "F". Dieses Buch stellt nur einen Teil seiner Buchhaltung dar, die mindestens fünf parallel geführte Rechnungsbücher (A-E), Geschäftsbriefe und weitere Unterlagen umfasste. Obgleich das einzig überlieferte Buch "F" der Forschung seit Langem bekannt ist, konnte es aufgrund der jahrzehntelangen Auslagerung im Zuge des Zweiten Weltkrieges bisher nur wenig untersucht werden. Durch die verschiedenen Lesarten als Rechnungsbuch und als Selbstzeugnis kann Sabrina Stockhusen die Lebensformen eines Krämers um 1500 offenlegen. Grundlegend für Dunkelguds knapp 40-jährigen Aufenthalt in Lübeck war die Einheirat in die Krämerfamilie Meyer. Durch seine Vergesellschaftung sowohl mit anderen Krämern als auch mit Kaufleuten agierte er zwischen diesen Gruppen und ist mit Blick auf seine ökonomischen Mittel der gesellschaftlichen Mitte der spätmittelalterlichen Stadtgemeinde zuzuordnen.