Wer liest heutzutage noch Thukydides? Und warum sollte man ihn überhaupt lesen?
Das Geschichtswerk des großen Historikers wird trotz seiner kulturhistorischen Bedeutung nur noch selten im Original rezipiert. Dies liegt weniger an der zeitlichen Ferne, sondern vor allem an dem hohen Anspruchsniveau von Thukydides' Sprache. Deren komplexe Struktur und begriffliche Polyvalenz bereitet dem Verständnis beträchtliche Schwierigkeiten, bietet dem Leser aber zugleich reiche Einsichten.
Der Autor dieses Buches ist bemüht, durch eine breit angelegte Auswahl relevanter Textpassagen - etwa die Gefallenenrede des Perikles, der Untergang der Stadt Mytilene, der Melierdialog und die Sizilische Expedition - sowie detaillierte philologische Kommentierung, unterstützt durch Strukturschemata und exemplarische Übersetzungen aus verschiedenen Zeiten und Sprachen, den Zugang zu erleichtern.
Hier ist jeder Leser, der sich auf dieses Wagnis einlässt, aufs Neue herausgefordert, den Text gewissermaßen zu rekomponieren, und zwar mit Einsatz seiner sprachlichen Kompetenz, Gewandtheit und intellektuellen Energie, aber auch mit Hilfe all derer, die sich vor ihm daran versuchten.