Die interdisziplinäre Studie beleuchtet die Rezeption der Glasmalerei in der Schweiz im Kontext der Nationenbildung im langen 19. Jahrhundert. Im Zentrum steht das kleinformatige Glasbild aus der frühen Neuzeit, das von der Kunstforschung als nationales Kunstdenkmal beurteilt wurde. Besondere Beachtung fanden die gemeinsamen Schenkungen von Wappenscheiben aller eidgenössischen Orte an einen Bündnispartner – die Standesscheibenzyklen. Sie wurden zu Zeugnissen einer geeinten Eidgenossenschaft zur Zeit ihrer politischen und kulturellen Blüte im 15./16. Jahrhundert erhoben. Mit der Belebung des Glasmalerei-Handwerks im 19. Jahrhundert erwachte auch der Wunsch, nach alter Tradition Standesscheiben zu stiften. Geprägt von einer idealisierenden Geschichts- und Staatsauffassung entstanden im 19. und 20. Jahrhundert neue Zyklen für national bedeutende Gebäude, die symbolhaft die Einheit der Schweizerischen Eidgenossenschaft beschworen.