Aus «irdisch Zwei mach göttlich einfältig Eins» ist Bildsprache der sich wie eine Kinderzeichnung perspektivisch verdichtenden Ikone, die sich als gemaltes Gebet in die orthodoxe Liturgie einbettet. Gottesdienst und Ikone erweisen sich mit der Polyphonie der Gregorianik, des Narren in Christo und des Starzentums als Einstimmigkeit von Gott und Mensch im Lichte der Gotteskindschaft, die den irdischen Zwiespalt von Herr und Knecht überwinden. Davon ausgehend zieht diese Untersuchung anhand des «Jakob von Gunten»-Romans Verbindungslinien zwischen der Ikonenmalerei und der poetischen Liturgie Robert Walsers und ihrer gleichfalls einfältig verdichteten Herr-Diener-Ebenen. Dabei schälen sich transkulturelle und -religiöse Meridiane heraus, die den Fragenkomplex dieser Arbeit maßgeblich erweitern, um so einen neuen, auch kontemplativen Zugang zu Robert Walsers Dichtung allgemein zu eröffnen.