Im Jahr 2008 veröffentlichte der Schweizer Autor Adolf Muschg seinen umfangreichen Roman „Kinderhochzeit”. Anders als der Titel auf den ersten Blick nahelegt, beschreibt er jedoch keine Idylle. Zu Beginn mutet ""Kinderhochzeit"" wie ein Krimi an, als eine Tote gefunden wird und ein Kommissar zu ermitteln beginnt. Schnell entwickelt sich die Handlung jedoch zu einer äußerst komplexen Familiengeschichte. Die deutsch-schweizerische Geschichte zur Zeit des Nationalsozialismus ist dabei nur ein Aspekt unter vielen. Thema des Romans ist, neben einer Fülle anderer Motive, die Suche nach dem Lebenssinn und dem Glück. Zugleich finden sich aber auch Elemente der griechischen Mythologie, die im Roman einen bedeutenden Stellenwert haben. Der Germanist und Altphilologe Hans-Bernd Bunte bietet eine facettenreiche Interpretation der unterschiedlichen Bedeutungsebenen in „Kinderhochzeit”. Er betrachtet den Roman im Längsschnitt und zeigt anschaulich die enge, netzwerkartige Verflechtung der verschiedenen Elemente. Seine intensive Beschreibung der Handlung und der Figuren setzt den Leser so detailliert ins Bild, dass er die Interpretation sogar nachvollziehen kann, ohne den Roman gelesen zu haben.