Donatello ist die Ausnahme und der Testfall für Vasaris Künstlergeschichte
der Renaissance, denn seine Skulpturen sind ihrer Zeit weit voraus und
in ihrer Lebendigkeit und Anmut den antiken Meisterwerken ebenbürtig
– das höchste Lob, das Vasari zu vergeben hat. Es kommt eigentlich nur
den Zeitgenossen Michelangelos zu, die fast hundert Jahre nach Donatello
gelebt haben, kurz: Donatello sprengt die von Vasari sorgsam entwickelte
hierarchische Abfolge der Kunstepochen. Heutige Betrachter erfreuen sich
an seiner zarten Verkündigung (Florenz, Santa Croce) und der sogenannten
Madonna Pazzi (Berlin, Bode-Museum).
Ein besonderer Fall ist auch die Lebensbeschreibung des Bildhauers und
Architekten Michelozzo, die Vasari vor allem als Folie für seine eigene architektonische
Leistung und sein Verhältnis zu Herzog Cosimo de’Medici
dient. Wie viele Werke Michelozzo wirklich geschaffen hat und wie viele
Vasari ihm andichtet, beschäftigt die kunsthistorische Forschung bis heute:
Man vermutet, dass der Entwurf der Klosteranlage von San Marco ebenso
auf ihn zurückgeht wie die Cappella del Crocifisso in San Miniato al Monte
in Florenz.