Er war Volksschauspieler und galt als der Menschendarsteller schlechthin. Seine Rolleninterpretationen österreichischer Autoren wie Nestroy, Raimund oder Hofmannsthal sind bis heute legendär. Sprachlich wie darstellerisch brilliant, war er einer der Publikumslieblinge des 20. Jahrhunderts. Er war Träger des Iffland-Ringes, der begehrtesten Auszeichnung für deutschsprachige Schauspieler.
Josef Meinrad (1913-1996) war aber auch eine Projektionsfigur für die nach Werten suchende österreichische Nachkriegsgesellschaft. Noch in der Habsburgermonarchie geboren, repräsentierte er bis in die 1980er Jahre das Image des idealen Österreichers, auch im Ausland. In ihm sah man den idealen Staatsschauspieler, Kleriker, Gatten, und 'g'schamsten Diener'. Mit seiner ambivalenten Vielseitigkeit war er 'der Mann für alle Fälle', er stand aber auch für das tradierte Geschichtsbild seiner Zeit, die Opferrolle Österreichs.
Der Band beinhaltet Essays, die sich mit der Bedeutung und Rolle Meinrads kritisch auseinandersetzen wie auch Tributes berühmter Kollegen wie Michael Heltau, Achim Benning oder Lotte Tobisch-Labotyn.
Ab 18. April 2013 zeigt die Wienbibliothek eine Ausstellung über Josef Meinrad sowie in Kooperation mit dem Filmarchiv Austria eine Retrospektive seiner Filme.