Vormoderne Städte waren in ihrem Idealbild homogene Sakralgemeinschaften, die allen Ketzereien und religiösen Abweichungen entschlossen entgegentraten. Wenn eine christliche Obrigkeit diese Übel nicht energisch bekämpfe, so verkündeten zahlreiche Polizeiordnungen, dann drohe der göttliche Zorn unweigerlich das gesamte Gemeinwesen zu vernichten.

Tatsächlich entsprach die historische Realität angesichts eines hohen Maßes an sozialer Differenzierung und Heterogenität diesem Idealbild nie - erst recht nicht, nachdem die Reformation religiöse Heterogenität auf Dauer etabliert hatte. Wie gingen Städte in der Frühen Neuzeit mit dieser Verschiedenartigkeit um? Wie reagierten Stadtbewohner und Obrigkeiten auf konfessionelle Abweichungen oder Verhaltensweisen, die - etwa in Gestalt von Gotteslästerung oder Ehebruch - als unchristlich galten und die Werte der städtischen Gemeinschaft in Frage stellten? Welche Akteure waren an der Definition eines abweichenden Bekenntnisses oder abweichenden religiösen Verhaltens beteiligt? Welche Rolle spielten religiöse, rechtliche und andere, bürgerliche Leitnormen wie gute Nachbarschaft oder simpler Pragmatismus? Die Beiträge des Bandes gehen diesen und weiteren Fragen vergleichend am Beispiel ausgewählter Städte nach.