'Du bist ein verfluchter Franzos … ein luterischer calvinischer Bok, du bist kein Schweizer aber ich bin ein Schweizer, du bist blos so ein donners Franzos … ein lutherischer drek, ein Scheisshund … du hast mir das Brodt vor dem Maul weg gestohlen, du bist ein Lutherischer und ich ein Katholik aber ich habe die Constitution nicht angenommen.'

Für diese Beschimpfung eines Reformierten wurde der Katholik Joseph Bomberger 1799 vom Kantonsgericht Säntis zu mehreren Tagen Gefängnis, öffentlicher Ausstellung mit zwölf Stockschlägen auf den Hintern sowie einer Busse bestraft.
Die Äusserungen von Bomberger zeigen exemplarisch den konfessionellen Konflikt auf, der 1799 zwischen den prohelvetischen Reformierten und den antihelvetischen Katholiken im Toggenburg ausgetragen wurde. Ein Jahr zuvor hatte sich das Toggenburg durch eine Revolution selbst von der seit 1468 bestehenden katholischen Herrschaft des Fürstabts von St. Gallen gelöst und war kurz darauf in der Helvetischen Republik aufgegangen. Der Umsturz hatte die konfessionelle Machtverteilung im Toggenburg verändert und die zuvor wirtschaftlich und politisch privilegierte Stellung der katholischen Minderheit aufgehoben.
Die Studie zeigt auf, wie es ab 1795 einer grösstenteils von Reformierten getragenen Protestbewegung unter Einsatz von heimlichen Zusammenkünften, Volksaufläufen und Propagandaschriften gelang, eine Revolution herbeizuführen. Doch veränderte der Umsturz das politische Umfeld wirklich? Waren die neuen 'Herren' nicht vielmehr die alten? Erfüllten sich die mit der Revolution verbundenen Hoffnungen? Führten die 1798 auf die Unabhängigkeit unmittelbar folgende Integration des Toggenburgs in die Helvetische Republik und die Präsenz der Franzosen nicht zu erneuten Protesten und Widerstandsaktionen? Diesen Fragen geht die Regionalstudie für die Umbruchzeit bis zur Gründung des Kantons St. Gallen 1803 nach.