Menschen mit einer Demenz erleben ihren Zustand häufig als ein sehr wechselhaftes Geschehen, bei dem
• kognitive Höchstleistungen neben kognitiven Fehlleistungen bestehen
• neue Wahrnehmungen und Herausforderungen nicht mit bestehenden Erfahrungen verknüpft werden
•Wünsche, Gedanken und exekutive Funktionen nicht mehr miteinander verbunden werden können
• Körperwahrnehmungen und autonome Reaktionen nicht mehr miteinander verknüpft werden können
• sich das Gefühl eines 'Filmrisses' einstellt und Betroffene den Eindruck haben, den Überblick zu verlieren und nicht mehr Herr ihrer selbst zu sein
• existentielle Abhängigkeit von den Pflegenden oder der Umgebung besteht.

Ein solches Erleben des Selbst, bei dem vorübergehend oder anhaltend die integrative Funktion des Gehirns verloren geht, wird als dissoziatives Selbsterleben bezeichnet. Bei Menschen mit einer Demenz vermutet man, dass aufsteigende und absteigende Nervenbahnen mittlerer Regionen der Hirnrinde durch ein pathologisches Geschehen unterbrochen werden. Ausgehend von dem Verständnis einer Demenz als einem dissoziativen Geschehen entwickelt der Zürcher Stadtarzt Dr. Christoph Held im Dialog mit Pflegenden einen Ansatz, um Menschen mit einer Demenz wirkungsvoll bei alltäglichen Aktivitäten zu verstehen und zu unterstützen. Typische alltägliche Situationen und Verhaltensweisen werden in dialogischer Form und im Kontext dargestellt, diskutiert und reflektiert. Gemeinsam wird nach guten individuellen Lösungen für die Betroffenen gesucht.