Die Gattung Autobiographie wird in der deutschen und spanischen Exilliteratur besonders häufig in Anspruch genommen. Ihre Popularität ist jedoch an die Erfahrung einer Krise gebunden: Auflösung und Zusammenbruch sozialer Rahmen lenken den Blick auf die Vergangenheit, sodass die Erinnerung zu einem zentralen Gestaltungsprinzip fragmentierter Lebensgeschichten wird. Als Auslöser selbstreflexiver Schreibstrategien bewirkt das Exil eine symbolische Aufwertung des Gedächtnisses ebenso wie seine Problematisierung.
Die komparatistische Studie analysiert das Verhältnis von Gedächtnis und Poetik in autobiographischen Texten deutscher und spanischer Autoren (Bernhard Blume, Ludwig Marcuse und Hans Sahl; Rafael Alberti, Max Aub und María Teresa León). Erinnerung wird als ästhetische, ethische und epistemologische Kategorie untersucht, um den Beitrag des Exils zur europäischen Autobiographik des 20. Jahrhunderts zu beleuchten.