Erziehung ist nach wie vor in allen Gesellschaftsschichten, Alterstufen und Lebensbereichen weit verbreitet: in Familie, Schule, Beruf und Politik, in den Medien und Religionen. Die Geschichte der Erziehung zeigt jedoch, dass Erziehung Misserfolge und Fehlentwicklungen produzieren kann: statt Selbstbestimmung erzeugt sie Gehorsam, statt Mündigkeit Unterdrü-ckung, statt Zuwendung und Empathie körperliche und seelische Gewalttätigkeiten, statt Lebenserhaltung Destruktion. Individuelle und soziale Wachstums- und Entwick-lungsprozesse lassen sich nicht „ungestraft“ durch Erziehungseinflüsse kanalisieren oder sogar ersticken.
Reinhold Miller zeigt auf wie an die Stelle der Erziehung mit der Haltung der Macht und dem Motiv, andere zu verändern, zwischenmenschliche Beziehungen treten, mit der Grundhaltung der Liebe.
Er beschreibt, welche lebensbejahenden Möglichkeiten Beziehungen haben können, wenn Menschen vorurteilsfrei wahrnehmen statt verurteilen, Entwicklungen fördern statt hemmen, Eigensinn zulassen statt Willen brechen, sich einander zuwenden statt voneinander abwenden, sich selbst behaupten statt sich durchsetzen, Respekt und Achtung zeigen statt Missachtung.
Das Buch ist ein Plädoyer für ein neues Miteinander. Es veranschaulicht eindrucksvoll, wie man frei von Erziehung zu Verhaltensweisen kommt, die innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen positiv wirksam werden können.