Musils, Kracauers und Benns literarisch-essayistische Texte der ›Klassischen Moderne‹ sind von einem deutlichen Krisenbewusstsein geprägt. Doch sie bleiben nicht auf Untergangsszenarien beschränkt, sondern fragen in utopischen Denkexperimenten nach Potenzialen der Zukunftsgestaltung. Dabei bewegen sie sich in einem Spannungsfeld: Zielen die Texte von Musil, Kracauer und Benn einerseits darauf, sozialtechnische und ästhetische Modernisierungstendenzen des frühen 20. Jahrhunderts gedanklich zu überbieten, so greifen sie andererseits auf messianisch-mystische Denkfiguren zurück. In einer je eigenen Poetik entstehen somit mehrdeutige Motivtexturen. Optimistische Szenarien treffen auf Bilder der Entfremdung, mit denen die Grenzen utopischen Schreibens skeptisch in den Blick kommen. Indem diese essayistischen Entwürfe in der vorliegenden Studie erstmals vergleichend untersucht werden, treten das Profil und die Aktualität einer bislang kaum beachteten Autorenkonstellation der Zwischenkriegszeit deutlich hervor.