Die Reformation Martin Luthers ging von Mitteldeutschland aus. In musikalischen Fragen stand ihm der Torgauer Hofmusiker, Lateinschullehrer und „Bürgerkantor“ Johann Walter (1496–1570) zur Seite. Eine einzigartige Symbiose von Theologie und Musik begann sich im Rahmen der evangelischen Kirchenmusik zu entfalten – eine Sternstunde europäischer Musikgeschichte im Kanon der Künste. In Torgau erinnert heute noch einiges an Luther und Walter: neben Schloss Hartenfels mit der ersten, vom Reformator geweihten evangelischen Schlosskapelle (1544) Stätten beider Familien; als lebendige Zeugnisse des reformatorischen Bildungs- und Musikideals sei auf das heutige Johann-Walter-Gymnasium und die Johann-Walter-Kantorei verwiesen. Das von der Stadtverwaltung Torgau, der Johann-Walter-Kantorei der evangelischen Kirchengemeinde Torgau und dem Torgauer Geschichtsverein e.V. am 23. Juni 2012 in Schloss Hartenfels veranstaltete Symposium „Johann Walter in Torgau und die evangelische Kirchenmusik“ fand am Eröffnungstag der 30. Torgauer Festwoche der Kirchenmusik statt. Seine Referate bilden einen Grundstein für das vorliegende Buch und befassen sich nicht nur mit musikalischen Themen, sondern auch mit den Wechselwirkungen zu anderen Künsten, etwa der Malerei der Cranach-Werkstatt. Es darf außerdem als Glücksfall gelten, dass durch die intensiven Archivrecherchen von Christa Maria Richter der Kenntnisstand über Johann Walter deutlich erweitert wird. Die hochgradig interessanten, von ihr neu entdeckten und erschlossenen Dokumente machen den Löwenanteil des Buches aus.