Im Mai 1689 brachen Matsuo Bashō 松尾 芭蕉 (1644–1694) und sein Schüler Kawai Sora 河合 曾良 (1649–1710) zu einer halbjährigen Wanderung durch Japans Nordosten auf. Beide machten unterwegs Notizen, und das von Bashō Jahre später literarisch aufgearbeitete Tagebuch gelangte zu höchster Berühmtheit. Zu den prägnanten Merkmalen zählen die Kürze der Einträge, der „dichte“, an Anspielungen reiche Stil sowie die hohe Qualität der Haiku, die mit den Prosateilen in einer engen semantischen und ästhetischen Beziehung stehen. Auch im Ausland zählt das Oku no Hosomichi 奧の細道 zu den bekanntesten Werken der japanischen Literatur.

In der vorliegenden Untersuchung geht es um den Zusammenhang von Landschaft und Erinnerung sowie um die Frage, in welcher Beziehung beide Aspekte zu dem Text stehen. Das Oku no Hosomichi ist ein Werk, das sich neben den genannten Merkmalen durch Brüche mit den Vorgaben der klassischen Waka-Dichtung auszeichnet. Zugleich aber wahrt es – in vielerlei Hinsicht – die Anschlüsse zu Inhalten des kulturellen Gedächtnisses. Das macht die Untersuchung der Landschaftsdarstellung deutlich, in der auch auf deren Verbindungen zur chinesischen Literatur eingegangen wird.

In einem beigefügten Essay setzt sich der Verfasser mit einem bestimmten Aspekt in Bashōs Umgang mit der Landschaft auseinander. Gemeint ist die Anti-Landschaft, eine bestimmte Form der Überwindung und Verarbeitung von Stereotypen und verbindlichen Vorgaben. Abschließend wird der Blick auf die Bewegung zurückgelenkt. Denn neben der Schrift trug vermutlich gerade das Reisen beziehungsweise das Gehen stark zum reflexiven Umgang mit der Landschaft bei.

Das Buch enthält die Holzschnittbilder aus dem Bashō-ō Ekotoba-den, einer Biographie von Bashō aus dem Jahr 1793.