In der global vernetzten Informationsgesellschaft wird Wissen zu einem brisanten Faktor. Versicherungen verfügen über die Krankheitsgeschichten ihrer Kunden und schaffen den gläsernen Patienten. Soziale Netzwerke speichern persönliche Daten ihrer User und verbreiten seine Interessen und Obsessionen. Der Staat verfolgt unsere elektronischen Fußabdrücke im Internet und verschiebt die Grenzen der Privatsphäre. Dadurch zeichnen sich paradoxe Rückkopplungen ab: Was der Finanzierbarkeit der Sozialsysteme dienen soll, produziert Ausschließung aus gesellschaftlicher Solidarität. Was innere und äußere Sicherheit stärken soll, schafft über Datenlecks Unsicherheiten. Riskantes Wissen verspricht an den Börsen Gewinn und kann in umso größere Verluste umschlagen.
Aber auch kulturell vergessenes oder verdrängtes Wissen birgt Gefahren – zum Beispiel das vernachlässigte Wissen religiöser Traditionen um die ambigen Momente ihrer Herkunft. Religionen verfügen über ein eigenes Wissen von Gott. Es bildet sich in den lehrförmigen Inhalten und gelebten Grundsätzen der Religionen ab und setzt sich in den Überzeugungswelten ihrer Gläubigen durch. Das schließt Interpretationsstreit ein und kann zu Religionskonflikten führen. Wie von Gott zu sprechen und wie in seinem Namen zu handeln sei, bringt das gefährliche Wissen von Gott zu Tage.
Die Salzburger Hochschulwoche 2013 bewegt sich im Raum offener Fragen und sucht Klärungen: Wie ist Wissen zu bestimmen? Wie entsteht neues Wissen? Lässt sich Wissen begrenzen? Wie kann man mit ethisch problematischen Wissensfällen umgehen? Grundsätzlich: Wo wird Wissen gefährlich? Und was bedeutet gerade dies Moment für seine Produktivität?