Mit dem Begriff der Post-DDR-Literatur eröffnet die Autorin ein reiches Spannungsfeld – zwischen Literatur und Geschichte, subjektivem und kollektivem Gedächtnis, Teleologie und Diskontinuität, nation building und Auflösungserfahrung. Im Zentrum steht eine Literatur, die nach dem Ende der DDR entstanden ist und dieses Ende auf unterschiedliche Weisen aufnimmt, sei es in direkter Thematisierung, sei es im expliziten oder subkutanen Umgang mit Bildern, Mythen, Topoi – eine ‚Erinnerungsliteratur‘ mithin, die weder eine ‚Ostalgie‘ noch den Diskurs einer nach 1990 erneut konstruierten Nationalgeschichte vertritt, sondern Konfl iktträchtigkeit und Instabilität von Erinnerung zutage treten lässt. So ist die vorliegende Studie an einer ‚heißen‘ Schnittstelle zwischen Literatur und Gedächtnispolitik der Nachwendezeit angesiedelt und zielt letztlich auf eine alternative Perspektive gegenüber solchen literatur- und kulturwissenschaftlichen Theorien zum historischen Gedächtnis, deren Schwerpunkt eher in dessen identitätsstiftender Funktion liegt, während hier dessen konfl iktreiche Heterogenität im Vordergrund steht. Dies unternimmt die Autorin in fünf Kapiteln, in denen jeweils mehrere literarische Texte anhand einzelner Motive und Topoi, d.h. ‚Panzerirrfahrt‘, ‚Industrielandschaft‘, ‚Schauplatz Ostdeutschland‘, ‚Sibirien‘ und ‚Vineta‘, organisiert sind, um so diverse Aspekte des Erinnerungsdiskurses zu erörtern.