Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde das literarische Werk Robert Walsers immer wieder naiv, seltener auch dilettantisch genannt. Man nahm also an, dass für das Schaffen dieses Autors gewisse intellektuelle oder gestalterische Defi zite eine Rolle spielten. Die meisten Kritiker, die sich in dieser Art äußerten, ließen allerdings offen, ob die Defi zite der Person des Autors anhafteten oder aus bewussten Inszenierungsstrategien resultierten. Stellte sich Walser absichtlich naiv? Machte er sich selbst zum Dilettanten? Ist gar von ironischer Naivität oder ironischem Dilettantismus zu sprechen? Um diese Fragen kritisch diskutieren zu können, erarbeitet Hendrik Stiemer zunächst erzähltheoretische Konzepte, mit deren Hilfe sich die literarische Kommunikation von Naivität und Dilettantismus beschreiben lässt. Die Frage der Ironie erfährt in diesem Zusammenhang eine besondere Aufmerksamkeit. In den anschließenden Analysekapiteln werden die erarbeiteten Konzepte in Form von Text- und Kontextstudien zu ausgewählten Werken Robert Walsers interpretatorisch angewendet.