Trotz der allgemein verbreiteten Überzeugung, mittelalterliche Dichtung sei, vor allem auch im Bereich des Liedes, sei nicht zuletzt Formkunst, stehen Formfragen doch meist am Rande der wissenschaftlichen Beschäftigung mit den überlieferten Texten. Im Gegensatz dazu beschäftigt sich das Buch, gestützt auf jahrzehntelange Forschungen, erstmals umfassend und systematisch in analytischer Weise mit den oftmals kunstvollen Tönen, d. h. den Strophenformen und den zahlreich überlieferten Melodien der deutschen Sangspruchdichtung des Mittelalters. Die Geschichte dieser Kunst vorwiegend professioneller Dichter mit auch im Hinblick auf die Strophenformen ausgeprägtem Traditionsbewußtsein reicht vom ausgehenden 12. Jahrhundert bis in der zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts – Höhepunkte stellen das Schaffen Walthers von der Vogelweide und Reinmars von Zweter, der anonym überlieferte >Wartburgkrieg<, die Texte und Töne Konrads von Würzburg, Frauenlobs, Heinrichs von Mügeln und Michel Beheims dar; insgesamt sind 78 Tonerfinder und 9 weitere, anonym überlieferte Töne bekannt. Neben dem Minnesang stellte der Spruchsang die zweite wichtige Liedgattung der deutschen Literatur des Mittelalters dar. Alle 253 überlieferten Töne werden in (soweit möglich) chronologischer Folge metrisch-musikalisch analysiert und in den Ablauf der Formgeschichte eingeordnet. In der Einleitung werden die wichtigsten metrischen und musikalischen Begriffe erläutert. Anhand des ausführlichen Registers kann das Buch auch als Handbuch und Nachschlagewerk benutzt werden.