Über Bild und Text thematisiert dieses Buch die Architektur der Stadt als ebenso zeitloses wie faszinierendes Phänomen in Geschichte und Gegenwart. In historischen und zeitgenössischen Fotografien entfaltet sich ein Bild von Stadt, das Erinnerungen und Utopie in Übereinstimmung bringt, wobei der städtische als öffentlicher Raum zusammen mit den Häusern, die ihn bilden, als Bühne sichtbar wird – für den Stadtbewohner gleichermaßen Erlebnisraum und Heimat. Dieses Szenario ist als eine Art "Stellungsspiel" der Architektur ebenso elementar, wie es sich über Jahrhunderte in der europäischen Stadtbaugeschichte in unterschiedlichen Erscheinungsformen bewährt hat. Es bildet den sichtbaren Rahmen und gedanklichen Hintergrund für die zeitgenössische Stadtarchitektur. Damit überwindet die moderne Architektur endlich (nach fast 100 Jahren) die verordnete Geschichtsvergessenheit und den blinden Avantgardewahn einer ideologischen Moderne, die einen erheblichen Beitrag zur Verelendung unserer Städte geleistet hat und noch immer leistet, indem auch die elementarsten Regeln des "Stellungsspiels" zugunsten der Autonomie der Objekte oder der Besiedlung von grünen Wiesen ignoriert werden. Das reiche Bildmaterial dieses Buchs und insbesondere René Wildgrubes Fotos aus Mailand mit der Stadtarchitektur der 1920/30er Jahre begründen in überraschender wie beeindruckender Weise diesen Anspruch auf eine Neue Stadtarchitektur.

Klaus Theo Brenner, Architekt und seit 1996 Inhaber des Lehrstuhls für Entwerfen und Stadtarchitektur an der Potsdam School of Architecture, gründete 1996 sein eigenes Büro in Berlin, das heute zu den führenden in Deutschland zum Thema Stadtarchitektur zählt. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, so u.a. den deutschen Städtebaupreis für das Projekt Rummelsburger Bucht 2009 und die Hugo Häring Auszeichnung für das Projekt Konstanz–Herosé 2011.

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This book addresses an urban architecture that is just as timeless and fascinating in the past as it is in the present. Historical and contemporary photographs unveil a picture of the city which reconciles memories and utopias. In the process, urban space as public space together with the houses which constitute it emerge as a stage – for the urban dweller, a place for adventure and home in one. This scenario as a kind of architectural "jockeying for position" is just as elementary today, as its various manifestations over centuries in the course of European urban development. It also shapes the visible framework and intellectual background for contemporary urban architecture. Modern architecture thereby finally overcomes (after almost 100 years) the prescribed historical obliviousness and the blind avant-garde mania of an ideological Modern which has contributed substantially to the debasement of our cities – to the extent that the most elementary rules of "jockeying for position" are ignored to the benefit of the built object or greenfield developments. The pictures in this book and especially the René Wildgrube photographs of the Milan urban architecture of the 1920s and 30s provide a surprising as well as fascinating argument for a new approach to urban architecture.