Auseinandersetzung mit dem Elementaren oder Annäherung an konkrete Konflikte? Im Feld möglicher Fremd- und Selbstzuschreibungen der Bergarbeiterdichtung versammeln sich Diskrepanzen. Teils gerierten sich die Autoren als Barden fettschwarzer Kohle, priesen die sich drehenden Räder.
Ein Vorwurf, der über die Zeitläufe hinweg erhoben wurde: Der Kumpeldichter bringe selbst härteste Wirklichkeit in klassizistischer Form. Doch die Förderer und Vermittler der Verse aus der Arbeitswelt postulierten, diese seien ein wirksamer Stachel, auch Flaschenpost. Die Diskussionen, begonnen in der Weimarer Republik, wurden im Nachkriegsdeutschland wieder aufgenommen. Schreiben, so eine der Forderungen, brauche ein Gezähe, das Gedicht einen Willen zur Form.
Der vorliegende Band versammelt vierzig meist an entlegener Stelle publizierte Zeitschriften- und Debattenbeiträge, Aufsätze und Autorenporträts aus den Jahren 1926 bis 1984. Die Texte von Georg Schwarz, Walter Köpping, Hans Dieter Baroth, Max von der Grün u. a. widmen sich nicht nur Aspekten der Arbeiterliteratur, sondern nehmen – teils optimistisch, teils kritisch – auch auf die soziale Wirklichkeit des Ruhrbergbaus Bezug, sichten seismographisch die Auswirkungen gesellschaftlicher Umbrüche, reagieren gereizt auf die beschwichtigend übergestülpte »Brauchtumskapuze« (Josef Reding).
Die Autoren, über wie unter Tage, schrieben ein Jahrhundert lang zwischen Erfahrung, Sentiment und Zorn.