Das „Pariser Album“ von Jochen Stücke ist ein buntes Kaleidoskop aus historischen und zeitgenössischen Geschichten, Orten und Personen. In seinen detailreichen Lithografien, Radierungen und Zeichnungen schreibt Stücke die Historie um, spinnt sie weiter oder verwebt weit voneinander entfernte Epochen zu einer neuen Gegenwart. Menschen begegnen sich, die zu Lebzeiten niemals zusammen trafen, um Dinge zu tun, die sie niemals taten. So kann es vorkommen, dass Marie Antoinette durch die Gänge der Pariser Metro irrt, oder Herren mit Gehstock und Perücke wie selbstverständlich vor einem Bildschirm sitzen.
Stückes Arbeiten erweisen sich als kritische Revision der Moderne, als pessimistische Abrechnung mit allem vordergründigen Fortschrittsglauben. Entfernte Zeiten sind nicht vergangen, sie reichen mit ihren Erfahrungswerten bis in die Gegenwart hinein. Genau darin liegt die ebenso bittere wie erhellende Pointe des „Pariser Albums“.
In den über 140 abgebildeten Arbeiten vermischt Jochen Stücke historische Fakten und Fiktion. Der Künstler erkennt und visualisiert überraschende Verbindungen zwischen dem, was geschehen ist, und dem, was französische Autoren oder Künstler sich in ihren Werken erdacht haben. Historische Ereignisse vermischen sich mit Szenen aus Literatur und Kunst zu einem hintersinnigen und zugleich hoch amüsantem Bild der wohl facettenreichsten Metropole Europas.