Briefwechsel zwischen Liebenden bedeuten in der deutschsprachigen Epik des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit eine Erweiterung literarischer Figurenkommunikationen. Interessant sind hierbei die Bedingungen des schriftlichen Austauschs. Briefe werden weniger aufgrund einer größeren räumlichen Distanz, sondern vielmehr wegen ständischer, familiärer oder gar religiöser Verbote, die den mündlichen Austausch unterbinden, geschrieben. Im Prozess des wiederholenden Schreibens und Antwortens lassen sich exklusive Minnegemeinschaften literarisch entwerfen, die aufgrund von Heimlichkeit oder besonderer brieflicher Vermittlungsformen spannungsreich zur Handlung stehen. Die vergleichende Forschungsarbeit hat sich zum Ziel gesetzt, das Verhältnis von Briefwechseln und Narration in ausgewählten spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen epischen Werken zu untersuchen. Grundlage der Analysen bildet eine umfassende Briefpoetik.