Inzwischen ist der Umfang der Texte, die von der SED-Zensur nicht zur Veröffentlichung zugelassen bzw. angesichts der repressiven DDR-Literaturpolitik von vornherein gar nicht erst für eine Öffentlichkeit geschrieben wurden, einigermaßen abschätzbar geworden. Die vorliegende Untersuchung von Texten aus der DDR kann eine Vielfalt der Stile und der Themen abseits der literarischen Öffentlichkeit zeigen – von den erzwungenen Verrenkungen halbherziger Opposition bis zur Ausgestaltung einer ganz eigenen Ästhetik. Im Widerspiel von längst Bekanntem und weniger Bekannten/Unbekannten wird ein Panorama sprachlicher Eigenarten offenkundig, dass die Palette der so genannten DDR-Literatur erweitert und reicher macht.
Entlang gängiger Orientierungslinien von der ‚Marxistischen Dissidenz‘ bis zur vollkommenen Ideologie-Verweigerung zeigt der dezidiert subjektive Blick auf das berücksichtigte Material die Eigentümlichkeit der Sprechweisen, Stile und Argumentationen. Es sind gerade die abseitigen, skurrilen Ausdrucksformen der nicht konturiert oppositionellen, sondern sich schlicht verweigernden Autoren, die aufmerksam machen, die ein „anderes Gesicht“ der Literatur aus der DDR zeigen.
Unter der Vielfalt des sprachlichen Ausdrucks, der in den untersuchten Texten vorgefunden wurde, hat sich der verfremdende Zugriff auf die offizielle Sprache am deutlichsten als Merkmal einer Systemgegnerschaft herauskristallisiert. Autoritäre Herrschaft setzt Loyalitätsbekundungen von Seiten der Beherrschten voraus, um den Machterhalt zu sichern. Sprache, die sich von der gesellschaftlichen Norm löst, kann unter den Bedingungen des Lebens in der Diktatur in gleicher Weise Renitenz ausdrücken wie oppositionelle Aktion.