Der Orientalist Hellmut Ritter (1892–1971), jüngerer Bruder des bekannten Historikers Gerhard Ritter, unterrichtete in der ersten Hälfte der zwanziger Jahre an der neu gegründeten Universität Hamburg und nach dem Krieg von 1949 bis 1956 an der Universität Frankfurt. Er war Schüler von Carl Heinrich Becker und blieb dessen Umkreis Zeit seines Lebens verbunden. Seine wissenschaftliche Reife erlebte Ritter jedoch in der kemalistischen Türkei und betrachtete die politische und geistige Entwicklung im Deutschland der Zeit nach 1933 aus spürbarer Distanz. Seine Kontakte mit der im Umbruch befindlichen Welt der osmanischen Gelehrsamkeit und den nach 1933 hinzukommenden deutschen Emigranten, die nach Atatürks Wunsch die türkischen Universitäten (vor allem in Istanbul und Ankara) reformieren sollten, gaben seinem Werk eine Weite des Blickes, die in der deutschen Orientalistik sonst kaum erreicht wurde. In seinen letzten Jahren wechselte er sein Forschungsgebiet radikal, als er in Beirut eine Gemeinde aramäischsprachiger Christen entdeckte, die aus dem Tur Abdin stammte und im libanesischen Exil ihre neusyrische Sprache weiter pflegte. Ritter wendete sich von der Islamwissenschaft ab und analysierte die Grammatik des neu gefundenen Idioms.
Im Halbschatten erzählt Ritters Leben und Werk im Sinne einer intellectual biography.