Revolutionen, Katastrophen und zerbrechende Imperien stellen Ordnungen in Frage. Unter hohem Zeitdruck und mit außergewöhnlicher Emotionalität suchen Menschen nach neuer oder alter Stabilität. Was aber leitet ihre Suche an? Gestimmtheiten und Gewohnheiten aus der Zeit vor der Bedrohung? Die Art der Bedrohung oder die der Ordnung? Materielle Interessen der Bedrohten? Die Hoffnung der bislang Untergeordneten? Der Sonderforschungsbereich 923 "Bedrohte Ordnungen" der Universität Tübingen untersucht Gesellschaften unter Stress, von der Antike bis zur Gegenwart, in verschiedenen Weltregionen. Er nutzt aktuelle Forschungsergebnisse zu Revolutionen und Katastrophen, greift Ansätze aus verschiedenen Kulturwissenschaften auf, um die Charakteristika sozialen Wandels zu bestimmen. Besonders interessiert ist der Tübinger SFB daran, räumlichen und zeitlichen Mustern gesellschaftlicher Ordnung auf die Spur zu kommen. Nach zwei Jahren Forschungsarbeit präsentiert der SFB 923 "Bedrohte Ordnungen" Leitfragen und erste Ergebnisse, die aus einer internationalen Konferenz hervorgegangen sind. Vorgelegt werden Konzepte der Bedrohungskommunikation und der zeitlichen Verdichtung. Die vier Projektbereiche Aufruhr, Katastrophen, Ordnungszersetzung und Ordnungskonkurrenz werden anhand von unterschiedlichen Beispielen über die traditionellen Epochengrenzen hinweg dargestellt. Darüber hinaus werden kulturwissenschaftliche Theorien zu bedrohten Ordnungen auf die Themen Emotion, Revolution, Resilienz und Latenz übertragen.