In diesem Buch werden Wohlfahrtsstaat und Gewerkschaften bei ihren Anstrengungen beobachtet, den kapitalistischen Tiger neu zu dressieren. Aktuelle Fragen drängen sich auf: Ist nicht gerade die 'Freisetzung' der (Finanz-)Märkte aus den Ställen marktkorrigierender Regulierungen durch die neoliberalen und neusozialdemokratischen Wächter ursächlich für die Systemkrise der Gegenwart? Kann die finanzmarktgetriebene Ökonomisierung der Erwerbsarbeit gebremst und können Gegenkonzepte guter und demokratischer Arbeit als Fundament eines alternativen wohlfahrtsstaatlichen Entwicklungsmodells implementiert werden? Resultieren aus der Integrationsdynamik im Euro-Europa vor allem Restriktionen für eine solche Reformstrategie oder liefert die Europäisierung von Ökonomie und Politik Ansatzpunkte einer die Grenzen des Nationalstaates überwindenden Regulierung kapitalistischer Märkte?

Und schließlich: Welche Rolle sollten und könnten die Gewerkschaften in diesen Prozessen spielen? Geraten sie unter die Räder der europäischen Liberalisierungsoffensive und autoritären Austeritätspolitik oder gelingt ihnen eine machtpolitische Revitalisierung und zugleich ein Beitrag zu einer pluralen Reformallianz, kurz: zu einer interventionsfähigen gesellschaftlichen Mosaiklinken?