Wenn etwas räumlich und oder zeitlich explizit voneinander Geschiedenes im Akt der Wahrnehmung alternativ aufeinander bezogen wird, ohne sich zu vermischen, entsteht der Eindruck des Simultanen wie etwa bei Wittgensteins Kippfigur des Hasen-Enten-Kopfes; wie in der Zeitung, die voneinander unabhängige Ereignisse über das Nebeneinander ihrer Präsentation und die Gleichzeitigkeit ihrer Lektüre in einen neuen Zusammenhang bringt; wie in den einander überlagernden und unterschiedlich dynamisierten 'Fenstern', die man heute am Computerbildschirm simultan aufruft. Simultaneität ist ein ästhetisches Phänomen sui generis. Als Kulturprinzip kann die Transformation des alltäglichen Phänomens simultaner Wahrnehmungen in ein Darstellungsprinzip auf eine lange Geschichte zurückblicken. Der vorliegende Band versammelt paradigmatische Analysen, in denen eine interuniversitäre Tokioter Forschergruppe Fragen der Wahrnehmung und Erzeugung, Übersetzung und Transformation von Simultaneität in der Sprache und in Texten, in historischen und in darstellerischen Konzepten, in Kunst und Architektur nachgegangen ist.