Der Kunst die Bühne
»Crossing Media« – so heißt das Format, mit dem die 1989 in Esslingen erstmals veranstaltete Foto-Triennale nun abgelöst beziehungsweise zu einem Festival rund um eine Ausstellung mit Videopräsentationen, Performances, Lesungen, Diskussionen und Konzerten erweitert worden ist. Das Stichwort Crossover, also die Verschleifung und Durchdringung der Gattungen und Disziplinen, beschreibt freilich so neue Dinge nicht mehr, trifft aber dennoch als Verfahrensweise auf vieles von dem zu, was die aktuelle Kunst kennzeichnet. Durch solches Crossover entstehen nicht nur jene die Sehweisen und andere Erfahrungsmodi überraschenden Kunstwerke, sondern in ihm wird einmal mehr vor Augen geführt, dass es in der Kunst keine einheitlichen Erzählungen mehr geben kann. Allen Kunstwerken und -aktionen, zumal dieses Festivals, ist aber gemeinsam, dass sie für ihr Verständnis und ihre Präsentation auf eine bühnenartige Präsentation oder Vorstellung zurückgreifen. Schon in der großen Eingangshalle der Villa werden die Besucher durch eine labile Konstruktion von Banks Violette mit schwarzem hochglänzenden Bühnenboden und –himmel überrascht, aus denen ungeordnet weiße Neonröhren herauszufallen scheinen – sie trägt den Titel »Kill Yourself«. Oder im Raum daneben, wo ein exakt auf der Standfläche ausgeleuchteter großer leerer Skulpturensockel auf rotem Teppich steht, »Public Sculpture« von Julien Berthier, bei deren Umrundung man von den symphonischen Hammerschlägen des Künstlers auf bronzene Plastiken im öffentlichen Raum in eine ephemere Klangsituation versetzt – man möchte fast sagen: von einer Klangskulptur umfangen wird. Diese Beispiele stehen für viele andere der gezeigten 17 Künstlerinnen und Künstler, wie sie der jetzt vorliegende umfangreiche Band versammelt. Weitere Teilnehmer und Teilnehmerinnen von »Crossing Media. Der Kunst eine Bühne«: Nevin Aladag, Birgit Brenner, Daniele Buetti, Kurt Caviezel, Beate Engl, Rainer Ganahl, Johan Grimonprez, Paul Harrison/John Wood, Christine Hill, Eva Kotátková, Jung Lee, Alexandra Leykauf, Atelier van Lieshout, Andres Lutz & Anders Guggisberg sowie Philippe Ramette.
Ausstellung:

Villa Merkel Esslingen, 19/7–6/10/2103