PolitikerInnen fordern heutzutage ihre Landsleute dazu auf, ein Opfer für die Zukunft ihres Landes zu bringen. Solche Aufrufe stellen PolitikerInnen jedoch in ein merkwürdiges Verhältnis zu ihren BürgerInnen, da der Begriff des Opfers unterschiedliche und auch widersprüchliche Konnotationen enthält. Der Begriff des Opfers ist religiösen Ursprungs und in der europäischen und der amerikanischen Kultur tief verankert. Opfer werden (dar-)gebracht, um Dinge wiedergutzumachen, zu heilen, heilig zu machen, aber auch zu verletzen und zu zerstören. Solche widersprüchlichen Opfervorstellungen in unterschiedlichen kulturellen Kontexten entziehen den Begriff daher vereinfachenden Vereinnahmungen und eindimensionalen Instrumentalisierungen. Der vorliegende zweisprachige Band versucht die verschiedenen Opfervorstellungen in europäischen und amerikanischen Kulturen der Vergangenheit und Gegenwart zu untersuchen. Der interdisziplinär ausgerichtete Sammelband richtet sich an KollegInnen aus unterschiedlichen Disziplinen wie Kulturwissenschaft, Soziologie, Philosophie, Literaturwissenschaft, Geschichte, Politikwissenschaft, Religionswissenschaft, Judaistik, Islamwissenschaft und Theologie. Die Symphilologus-Reihe wird vom Salzburg Institute of Religion, Culture and the Arts herausgegeben. Der Titel der Reihe stammt aus der deutschen Romantik und geht auf Friedrich Creuzers Begriff der Symphilologie zurück. Gemeint ist damit das Zusammenbringen von verschiedenen Fachrichtungen wie Religion, Literatur und Musik. Diese interdisziplinäre Ausrichtung, in der auch die Religion eine besondere Rolle spielt, hat sich die Symphilologus-Reihe zum Ziel gesetzt.