Film ist immer in der Zeit. Und selten ist diese Zeit eine ungeteilte. Filmzeit zu gestalten, zu strukturieren und proportionieren ist eine der wesentlichen Aufgaben des Montageprozesses. Ohne zeitliche Auslassungen wäre jeder Film ein Echtzeitfilm.

Anhand aktueller Filmbeispiele und umfangreicher Sequenzreihen begibt sich David J. Rauschning auf die Spur eines Phantoms, das auf sich aufmerksam macht, indem es fehlt. Das weglässt, um auf der inneren Leinwand des Zuschauers aufzufüllen. Framegenau zeigt er auf, wie sich zeitliche Auslassungsmomente manifestieren, beleuchtet mögliche Anwendungsgebiete und Wirkungsmechanismen und erläutert praxisnah, wie sie sich narrativ, rhythmisch, aber auch auf Drehbuch- und Tonebene gezielt herstellen lassen. Er entwickelt dabei einen schon lange ausstehenden Begriffskatalog, der temporale Ellipsen in ein Vokabular verschiedener Typen, Anwendungs- und Gestaltungsmomente versprachlicht. Filmschaffende erhalten damit erstmals ein verbales wie handwerkliches Tool, um die narrative Ökonomie filmischen Erzählens optimal gestalten zu können.

Sprachlich erfindungsreich wechselt er zwischen fundiertem theoretischen Hintergrundwissen und praxisnahen Erkenntnissen aus eigenen sowie einer Vielzahl von internationalen Montagearbeiten. Dabei gelingt ihm eine einzigartige Verbindung von Bild und Text, von Form und Inhalt zu einer filmisch anmutenden Einheit. Eine thematische Pionierarbeit und ein gutes Stück Unterhaltung für jeden, der sich für die Zeitkonstruktion von Filmen interessiert.