Vor 80 Jahren, am 7. April 1933, setzte die nationalsozialistisch-deutschnationale Regierung das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ im Deutschen Reich in Kraft. In dessen Folge wurden vor allem Juden und Staatsbeamte mit „nichtarischen“ Vorfahren gemäß der Rasse- und Innenpolitik des NS-Staates aus dem Staatsdienst entlassen. Aber auch politisch nonkonforme, links- und nationalliberale, pazifistische, sozialdemokratische oder kommunistisch engagierte Persönlichkeiten verloren nach und nach ihre Stellen – ein beispielloser Verlust an Menschen und geistigen Kapazitäten in allen staatlichen Bereichen. Allein an der Universität Halle wurden nach derzeitigem Kenntnisstand zwischen 1933 und 1945 mindestens 43, zum Teil schon damals überaus renommierte Hochschullehrer aller Fakultäten entlassen, die meisten von ihnen wegen „nichtarischer“ Vorfahren. Etwa zehn Prozent des Lehrkörpers der Universität waren betroffen. Einem Teil der Entlassenen gelang die Emigration und der akademische Neuanfang in Westeuropa oder in den USA, einige beteiligten sich am politischen Widerstand, einige wurden in Vernichtungslagern ermordet oder setzten ihrem Leben selbst ein Ende. Nur wenige der Überlebenden kehrten nach 1945 an die Universität zurück. In einem öffentlichen akademischem Akt, hat die Universität am 27. November 2013 ihrer früheren Mitglieder aus der Hochschullehrerschaft gedacht – stellvertretend für die unbekannte Zahl von entlassenen Mitarbeitern und Studierenden. Im Vorfeld haben sich 20 Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus fast allen betroffenen Fakultäten und Fachbereichen der Universität mit ihren Amtsvorgängern und früheren Kollegen beschäftigt. Die Ergebnisse werden in diesem Gedenkband zusammengefasst. Er enthält Würdigungen aller betroffenen und im November 2013 bekannten Hochschullehrer sowie eine zeitgeschichtliche Einordnung dieser dramatischen Vorgänge.