Bildungspolitik wie Bildungswissenschaften diskutieren derzeit verstärkt über Möglichkeiten und Grenzen, Notwendigkeiten und Schwierigkeiten intensivierter Zusammenarbeit von Bildungsorganisationen. Die Kooperation von Schulen, früh- und sozialpädagogischen Einrichtungen, Anbietern des Fort- und Weiterbildungssegments sowie weiteren Bildungsanbietern fordert pädagogische Leitbilder und Professionskonzepte heraus. Pädagogisches Fachpersonal ist mit der professionellen Aufgabe konfrontiert, Übergänge zu gestalten, Bildungsketten und Bildungsnetze zu organisieren, formales, non-formales und informelles Lernen zu verknüpfen und somit lebenslanges Lernen zu ermöglichen.

Dieses Buch stellt solche Kooperationsanforderungen als Ausdruck eines langfristigen Ausdifferenzierungs- und Integrationsprozesses des Bildungssystems heraus. Für die Analyse der damit verbundenen Aufgaben, Chancen und Probleme entwickeln die Autoren eine neue, richtungsweisende Theorieperspektive auf strukturelle Kopplungen des Bildungssystems. Wird aus dieser Perspektive empirisches Material über Veränderungen im Bildungssystem interpretiert, so werden typische Prozesse auf Deutungs- wie Strukturebene sichtbar. Zentral ist die Erkenntnis, dass das Bildungssystem nicht mehr direkt von Bildungspolitik oder Bildungsforschung gesteuert werden kann; vielmehr funktioniert es relativ eigenlogisch über strukturelle Kopplungen wechselseitiger Irritationen. Politisch angeregte Kooperationen von Bildungsorganisationen werden hier erstmals als strukturelle Kopplungen erfasst und in ihrer Komplexität systematisch dargestellt.

Wie hilfreich diese neue Theorieperspektive sein kann, wird im zweiten Teil des Buches exemplarisch am Beispiel von Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit von Kindergarten und Grundschule vorgeführt. Die Rekonstruktion langfristiger gemeinsamer und unterschiedlicher Entwicklungen dieser beiden pädagogischen Organisations- und Handlungsfelder verdeutlicht, welche Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit es gibt und geben kann.