Gemeinschaftliches Wohnen könnte eine Antwort auf die Herausforderungen darstellen, vor denen Europas alternde Gesellschaften stehen. Während unter dem wachsenden demografischen Druck allseits die Verantwortung für Daseinsvorsorge und Pflege auf die Bürgerinnen und Bürger überwälzt wird, entsteht mit Mehrgenerationenhäusern und Alterswohngemeinschaften eine lokale Praktik, die Hoffnungen auf eine Erneuerung innergesellschaftlicher Solidarität weckt. Patrick Delaneys Studie nutzt diesen Moment der Unbestimmtheit, um ein neues Element von Bevölkerungspolitik in seiner Entstehung zu beobachten. Im Rückgriff auf Michel Foucaults Konzept der Gouvernementalität zeigt der Autor durch eine Diskursanalyse von Ratgeberliteratur und Expertendiskursen, wie um eine Alltagspraktik gerungen wird, die zu einem Element neoliberaler Programme umgedeutet zu werden droht, obwohl in ihr Ideale von Gemeinschaft und Gemeingütern gelebt werden. Ein Vergleich des deutschen und britischen Wohlfahrtsstaats macht dabei deutlich, auf welche Weise institutionelle Rahmenbedingungen, strategische Führung und materielle Unterstützung entscheidend für die Zukunft dieser Form der Daseinsvorsorge im Alter sind.