Es gibt ihn noch, den alten Garten meiner Kindheit, und es wird ihn weiter geben, auch über mein Leben hinaus. Er lag als letztes schmales Grundstück auf einem verlassenen Weinberghügel hoch über der Stadt und schaute auf den gegenüberliegenden Friedhof, jenseits des Tales. Hinter ihm begann der Wald mit seinen hohen Buchen und Tannen, die schon ihre knotigen Wurzeln ausstreckten, um ihn zurückzuholen. Noch stemmte sich der alte Zaun dagegen, in dessen löchriges Gitterwerk sich Brombeerranken geschoben hatten, die ihm mit ihrem dornigen Geflecht die verlorene Festigkeit zurückgaben. Das vom Rost dunkelrot gebrannte Gartentor, mit seinen verschlungenen Stäben und geschmiedeten Verzierungen, glich einer abgelegten Rüstung, wenn die späten Sonnenstrahlen darüber zitterten. Gleichzeitig verlockte die geschwungene Zierlichkeit seiner offenen Bögen dazu, die Nase hindurchzustecken und den Duft von Rosenblüten und wild wuchernden Lavendelkräutern einzuziehen. Rosemarie Doms