Daß Balthasar Neumann in Zell am Main ein Schloß erbaut hat, ist in Vergessenheit geraten. Das Bauwerk ist ein Hinweis auf die einstmals große Bedeutung Zells für den überregionalen Weinhandel.
Die Zeller Weinhändler agierten aufgrund ihres geschäftlichen Könnens und ihrer geschickten Heiratspolitik sehr erfolgreich.
Sie waren direkt oder indirekt mit den übrigen führenden fränkischen Weinhändlern verwandt und kontrollierten mit ihnen den Frankfurter Weinmarkt in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die ab 1715 errichteten Zeller Palais sind Zeugnisse des Erfolges und des Selbstbewußtseins der Zeller Weinhändler.
Höhepunkt dieser Entwicklung war die Errichtung eines Palais im Jahre 1744 durch Balthasar Neumann für den Weinhändler Andreas Wiesen.
Auf der Grundlage der nicht ausgeführten Pläne des Jagdschlosses Mädelhofen und unter Verwendung des bisher in Franken singulären Bautypus des Heilgersdorfer Schlosses schafft Neumann ein architektonisches Novum, indem er Manufakturbetrieb, Geschäftshaus und Wohngebäude unter einem Dach vereint. Im Vergleich mit weiteren fränkischen palaisartigen Weinhändlerhäusern wird die Raumkonzeption dieses Gebäudetypus beschrieben.