Weil unser kulturelles Gedächtnis theologisch wie politisch ein Jahrtausend imprägniert blieb vom Siegfrieden des Westens über Judentum und Islam, konnte man gar nicht auf die Idee kommen, das Nibelungenlied sei eine Kreuzzugsdichtung und die tragische Parodie auf die massenmörderischen Folgen dieses imperialen Hochmuts. Den Code liefert Hagens Erzählung vom Raub des Nibelungenhorts durch Siegfried. Es ist die Schwertparabel vom Nibelungenkönig und seinen zwei Söhnen, die Siegfried als den dritten brüderlich bitten, den Hort zu teilen. Denn vorab vertrauen sie ihm das Schwert Balmung an. Doch Siegfried teilt nicht, sondern tötet die beiden mit Balmung und bemächtigt sich des Horts. Hagens Parabel ist die Ringparabel unsichtbar-sichtbar unterlegt. Denn beide haben die gleiche Grundstruktur eines Familien- oder Geschwisterverbandes: des Vaters und seiner drei Söhne. Nur dass Siegfried so wie mit ihm Kriemhild aus diesem Verband ausbrechen. Motivgeschichtlich geht die Schwertparabel zurück auf die Zeit, in der die drei Weltreligionen zwischen 800 und 1100 sowohl wirtschaftlich wie geistig im Dialog verbunden waren.

Ferdinand Schlingensiepen per E-Mail am 6.8. kurz: „Ich bin begeistert!“

Jan Assmann per E-Mail am 9.2.13: „Ich freue mich [...] dass meine Religio Duplex Sie [...] inspirieren konnte. Herzlichen Glückwunsch zum Knacken des Nibelungencodes!“