Die Zeit, in der wir leben, ist von einer nie da gewesenen Vielfalt geprägt, in der das Individuum unzählige verschiedene Möglichkeiten hat, sich seine ganz eigene Existenz zu gestalten. Identität ist zu einer Entscheidung geworden, die man bewusst treffen kann, ja muss. Daher rückt auch in der Gegenwartsliteratur das Subjekt und sein Bewusstsein von sich thematisch stärker denn je in den Fokus. Trotz schier unbegrenzter Möglichkeiten in der westlichen Wohlstandsgesellschaft versuchen die dargestellten Figuren vergeblich eine stabile, einheitliche Identität aufzubauen. Christian Kracht radikalisiert in seinem Werk die Sinn- und Identitätssuche des postmodernen ‚Ego-Ichs‘. Besonders am Anfang seines Schaffens wurde diese Facette oft übersehen, seine ‚Neue Deutsche Popliteratur‘ auf den ‚Markenfetischismus‘ und die eigenwillige Sprache reduziert. Im vorliegenden Band richtet Anja Larch den Blick auf die krisenhaften, zerfaserten Identitäten in Krachts Debütroman Faserland. Dazu entwirft die Autorin das Konzept einer ‚postmodernen Pop-Identität‘, das die Eigenschaften eines spezifisch postmodernen Figuren-Typus’ in Beziehung zum Genre Popliteratur setzt.