Wiederentdeckt: Wie ein Volksschriftsteller jüdischer Herkunft sich im Vormärz die Zukunft der deutschen Literatur vorstellte.

»Schrift und Volk« - unter diesem Titel zeichnet Berthold Auerbach im Vorfeld der Märzrevolution von 1848 »Grundzüge der volksthümlichen Literatur« und bereitet damit den programmatischen Realismus der 1850er Jahre vor. Auerbachs umfangreiche Abhandlung wird in diesem Band zusammen mit kleineren Schriften präsentiert. Sie erhellen die Stellung seiner Literaturtheorie in der historischen Konstellation des Vormärz wie auch einen lebensgeschichtlichen Zusammenhang: Für seine »Schwarzwälder Dorfgeschichten« hat Auerbach Anerkennung erfahren wie selten ein Schriftsteller jüdischer Herkunft in Deutschland. Eine hier erstmals originalgetreu wiedergegebene Kindheitserinnerung weist indes auf eine frühe Erfahrung der Ausgrenzung hin, wie sie sich auch in den Jahren des Erfolgs wiederholen und für die Literatur- und Kulturtheorie des Volksschriftstellers grundlegend werden sollte.
In einem ausführlichen Nachwort macht Marcus Twellmann deutlich, dass Auerbach zu jenen gesellschaftlich Marginalisierten gehörte, die als eigentliche Begründer der deutschen Kulturwissenschaft noch zu würdigen sind.