Was bleibt einem Menschen im Gedächtnis, der mit dreizehn Jahren entrechtet und aus seinem Heimatdorf an der Wolga nach Sibirien deportiert wird, als Kind miterleben muss, wie innerhalb weniger Monate eine Schwester, der Vater, die Mutter und ein Neffe sterben, und der selbst mit den übrig gebliebenen drei Schwestern, von denen im weiteren Verlauf noch eine weitere stirbt, in einer für ihn fremden Umwelt hungernd und angefeindet ums Überleben kämpfen muss? Wie beschreibt und interpretiert so ein Mensch seine Erlebnisse im Nachhinein? Welche Ereignisse erachtet er als wichtig und welche erwähnt er nicht? Was schreibt er über das Leben der Deportierten? Der erschütternde Lebensbericht von Jakob Wall legt Zeugnis ab von den Härten und Grausamkeiten des Alltags in der Sowjetunion unter Stalin während des Zweiten Weltkriegs und in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Er gibt einen Einblick in das Schicksal von Hunderttausenden Deportierten, aber auch in die allgemeinen Lebensverhältnisse in der Sowjetunion in dieser entbehrungsreichen Zeit. Er vermittelt einen Eindruck davon, wie die Betroffenen eine Zeit erlebten, die von Historikern zwar erklärt und in ihre Zusammenhänge eingeordnet, aber niemals adäquat beschrieben werden kann.