Diese "Formgeschichte der deutschen Erzählkunst" unterscheidet sich von allen anderen bisher bekannten Literaturgeschichten: Sie verfolgt nicht die Entwicklung von Themen, Problemen, Inhalten, Motiven oder das Zusammenspiel von Autor und Werk, sondern rückt den poetischen Text als solchen, nämlich als Kunstwerk in den Mittelpunkt.
Deshalb steht die Darbietungsform, die Art der Handlungsstruktur, der Figurenkonstellation und des Sprachstils im Vordergrund.
Da sich diese Geschichte der deutschen Literatur zwischen 1500 und der Gegenwart ganz auf die erzählende Dichtung beschränkt, bilden das Erzählverhalten des Narrators, sein auktorialer, neutraler oder personaler Umgang mit den Personen und deren Aktionen ebenso den Gegenstand der Untersuchung wie die Struktur der Handlung, die textualen Kohärenzen bzw. Inkohärenzen und damit auch die Wandlungsprozesse in der erzählenden Dichtung der letzten 500 Jahre.
Auf diese Weise soll der Literaturwissenschaft ein bisher so gut wie unangewendetes Verfahren bei der historischen Interpretation des sprachlichen Kunstwerks vorgeschlagen werden.