Marie hat eine weitverzweigte Familie, neben Omas und Opas, Onkeln und Tanten gibt es auch noch eine ganze Reihe Groß-, Urgroßonkel und –tanten. Und manche davon sind verschollen, wie sie im Rahmen einer Semesterarbeit über Stolpersteine für im Holocaust umgekommene Menschen feststellen muss. Wer waren Charlotte und Werner Heimann, Cousine und Cousin ihres Urgroßvaters Conrad, und was ist mit ihnen geschehen? Gleichzeitig begibt sich in Amerika der Journalist John auf die Suche nach Überlebenden und deren Nachkommen, denn sein verstorbener Großvater hat durch seine Bürgschaft Menschen vor den Vernichtungslagern bewahren können.

Eine Spurensuche beginnt: von der Stolpersteine auf der Bamberger Straße Nummer 48 in Berlin bis zu einen Oktoberzug, der 1942 nach Riga abging, ein Zug, der Menschen, Gefühle und Erinnerungen transportiert, um systematisch diese in der baltischen Erde zu vernichten. Mit jeder neu entdeckten Spur vervollständigt sich die Geschichte einer Ermordung. Die Vergangenheit beginnt zu leben.

Angela Schmidt-Bernhardt beschreibt hier das unruhige Gemüt der jungen Generationen, das die Geschichte ihrer Herkunft und Identität anhand eines bisher schamhaft verschwiegenen Kapitels der eigenen Familie zu hinterfragen beginnt. Es geht ihr dabei um die grundlegenden, universalen Fragen: Wer bin ich wirklich, wenn ich kaum weiß, wer meine Vorfahren sind und woher ich komme? Was haben meine Vorfahren während des Holocaust gemacht und wie soll ich mit deren Taten heute umgehen? Was kann ich tun, dass die Geschichte sich nicht wiederholt?