Die Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Medien ist in mehr-facher Hinsicht problematisch: im Hinblick auf die Qualität öffentlicher Deliberati-on als Bedingung einer aufgeklärten Demokratie; im Hinblick auf die Qualität poli-tischer Entscheidungen, die darauf aufbauen; im Hinblick auf die Prozesse und Verfahren der Erkenntnisgewinnung; und schließlich im Hinblick auf die Aufklä-rungs- und Kontrollfunktionen der Medien. Zusätzlich kompliziert wird das Ver-hältnis dadurch, dass es sich um ein System von Wechselbeziehungen handelt und nicht nur um eindimensionale und gradlinige Kausalitäten.
Es gibt keine Kommunikation des wissenschaftlichen Wissens in ›objektiver‹ Form, sondern immer nur in einer ›verhandelten‹ Form. Es kommt zu Übertreibungen und Dramatisierun-gen oder Unterlassungen und Verschweigen. In jedem Fall herrscht der ›interessierte‹ Um-gang mit dem Wissen vor, und zwar sowohl von Seiten der Politik als auch von Seiten der Wissenschaft.
Analoges gilt für die Kommunikation wissenschaftlichen Wissens an die Öffentlichkeit. Sie unterliegt strategischen Kalkülen (will Wählerstimmen und Forschungsgelder gewinnen). So kommt es zu spezifischen Selektionen. In den Medien wird vorrangig über Disziplinen und Forschungsergebnisse berichtet, die für ein breites Publikum besonders relevant (etwa Ge-sundheit, Medizin) oder besonders faszinierend (Astronomie) sind, während andere Gebiete marginalisiert werden.
Politisierung und Medialisierung der Wissenschaft werden besonders dann problematisch, wenn sie den besonderen Autonomieanspruch der Wissenschaft gegenüber den anderen gesellschaftlichen Teilsystemen einschränken. Wissenschaft, die politischer oder ökonomi-scher Kontrolle unterworfen wird, kann nicht effektiv dem Wahrheitscode entsprechend operieren.
Problembereiche wie die genannten sind Gegenstand der in diesem Band enthaltenen Bei-träge. Sie sind im Kontext der Arbeitsgruppe ›Wissenschaft, Öffentlichkeit, Medien‹ ent-standen, die von den drei Akademien Nationale Akademie Leopoldina, Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften und Nationale Akademie der Technikwissenschaften (acatech) eingesetzt worden ist, um den Forschungsstand zur Kommunikation über, durch und für die Wissenschaft zu erarbeiten.