In der Epoche der Aufklärung dominierte das Ideal von Rationalität und logischem Verstand. Dies spiegelte sich auch in der Literatur wider – in Form einer gebändigten und nüchternen Sprache. Gegen dieses Verständnis der Dichtung wenden sich die Vertreter des Sturm und Drang wie Johann Gottfried Herder und Johann Wolfgang von Goethe: Ihnen ging es um Emotionalität statt Rationalität, um Entfesselung der literarischen Zauberkraft und um Gefühlsüberschwang. Sieglinde Schulz zeigt, wie sich die neue Vorstellung von dichterischer Magie und Praxis im Feld der sich konsolidierenden deutschen Literatur durchzusetzen beginnt. Am poetischen Detail einzelner Gedichte, wie Goethes „Mailied“, „Wandrers Sturmlied“ und „Mahomets Gesang“, führt sie die neue Art zu dichten vor.