Nur ein gesundes Pferd kann sportliche Höchstleistungen erbringen. Daher ist es wichtig, die körperliche Belastung der Tiere einschätzen zu können. Trabrennpferde werden über viele Monate auf Renn-Niveau gehalten. Außer den Rennen werden ein- oder zweimal pro Woche anspruchsvolle Trainingseinheiten gefahren. Die Bewältigung dieser körperlichen Leistungen stellt hohe Anforderungen an den gesamten Organismus.
Nach der Belastung des muskuloskeletalen Systems kommt es auch zu immunologischen Reaktionen des Körpers. Die zellulären Veränderungen sind dabei durchaus mit den Reaktionen auf eine akute Erkrankung zu vergleichen. Die hohe Belastung äußert sich außerdem in einer Reihe von Erkrankungen, die Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit der Tiere beeinträchtigen. Gleichzeitig kommt es durch Belastung zur gesteigerten Produktion von freien Radikalen, die Gewebeschäden verursachen können. Inwieweit oxidativer Stress ein belastender Faktor für die Tiere, oder eine unerlässliche physiologische Folge der Anstrengung ist, bleibt Gegenstand aktueller Forschung.
Die Verbindung zwischen der immunologischen Zellreaktion und den oxidativen Gewebeschäden bedarf ebenfalls weiterer Aufklärung. Dazu eignet sich die Myeloperoxidase (MPO) in besonderer Weise. Sie stellt aufgrund ihrer Lokalisation in den immunologischen Zellen, als auch wegen ihrer direkten Beteiligung am oxidativen Stress einen interessanten Parameter dar, um die pathophysiologischen Vorgänge, die im Organismus auf Belastung folgen, näher zu untersuchen. Diesbezügliche Studien zeigen die MPO als wertvollen Indikator für entzündliche Reaktionen des Körpers auf Belastung. Aktuelle Untersuchungen weisen der MPO außerdem mediatorische und modulatorische Eigenschaften zu. Es fehlen jedoch Untersuchungen, die die Aussagekraft dieses Markers im Pferdeleistungssport untersuchen, und seine praktischen Aussagekraft prüfen.
Der Einfluss von körperlicher Belastung auf die Aktivität der MPO im Serum wurde beim Pferd bislang nicht untersucht. Außerdem ist nicht bekannt, ob MPO-Aktivitätsveränderungen im Serum mit Veränderungen von belastungsbedingtem oxidativem Stress in vivo verbunden sind.
Daher soll die vorliegende Arbeit einen Beitrag dazu leisten, die Auswirkungen einer Trainingsbelastung unter Feldbedingungen auf Trabrennpferde zu untersuchen. Als neuer Parameter wird die Aktivität der zirkulierenden MPO betrachtet. Da sie zur Produktion von gewebsschädigenden, reaktiven Substanzen führen kann, werden gleichzeitig Schäden durch oxidativen Stress, sowie deren Eliminationszeit verglichen.
Die folgenden Fragen werden nach Abschluss der Studie zu betrachten sein:

• Welche Auswirkung hat eine Trainingsbelastung unter Feldbedingungen auf die Aktivität der MPO im Serum?
• Kann ein Zusammenhang zwischen MPO und anderen physiologischen oder pathologischen Parametern festgestellt werden?
• Kommt es zu oxidativem Stress unter der üblichen Trainingsbelastung, und wie lange bleiben eventuelle Schäden nachweisbar?
Es liegen keine Studien vor, die sich mit dieser Fragestellung im Zusammenhang mit dem Training von Trabrennpferden befassen.