Die konzeptuelle Hinwendung zu den Künsten und ihren Werken ist neben der Orientierung an den Fachwissenschaften und der Fokussierung auf ihre eigene Geschichte eine der wirkmächtigen Antworten der Philosophie auf die Krise metaphysischen Denkens und die Erfahrungen von Moderne. Ihre spezifische Attraktivität besteht darin, dass sich über die eigentümliche Nähe und Ferne zur Kunst ein geschichtlich reflektiertes, zeitgemäßes und gleichwohl emphatisches, gehaltvolles Philosophieren auszubilden vermag.
Die Ästhetik-Vorlesungen Hegels geben aufgrund ihrer asymmetrischen Bestimmung des philosophischen Kunstbezuges und ihrer klassizistischen Schlagseite vornehmlich den negativen Ausgangspunkt und die Kontrastfolie dieser Spielart von philosophischer Moderne ab. Die vorliegende Untersuchung setzt sich ausführlich mit Hegels Philosophie der Kunst auseinander. Sie markiert dabei aber nicht nur deren Grenzen, sondern legt auch das in der Forschung vernachlässigte Potential frei, das Hegels Konzeption für den Gedanken einer wechselseitigen Angewiesenheit von Philosophie und Kunst und für das Verständnis der ästhetischen Moderne in sich trägt. Der daran anschließende, seinerseits kritische Dialog mit Adorno und mit zeitgenössischen Vertretern eines philosophischen Negativismus faltet das bei Hegel nur erst aufscheinende Potential aus und entwickelt die Grundzüge einer negativistischen Hermeneutik moderner welthaltiger Kunst. Das Buch steht damit quer zum Mainstream einer von metaphysischen und gesellschaftskritischen Motiven gereinigten nachadornitischen Kunstphilosophie, die sich als weitgehend formalisierte Theorie ästhetischer Erfahrung etabliert hat und in ihren diversen Varianten den Diskurs der Institution Philosophie prägt.