Der vorliegende Sammelband nimmt das in den 1920er Jahren von Hugo von Hofmannsthal und Rudolf Borchardt geprägte Schlagwort von der ›Schöpferischen Restauration‹ auf. Er löst es aber aus seiner politischen Fokussierung, um es in einem erweiterten Sinne als Sammelbezeichnung für literarisch-ästhetische Traditionsbezüge in der Klassischen Moderne zu erproben und zu untersuchen, wie Autoren dieser Zeit kreativ, intertextuell und intermedial auf ältere ästhetische Phänomene antworten. Der Band erkundet damit die für die Klassische Moderne symptomatischen Spannungen zwischen Tradition und Innovation, zwischen historistischer Musealisierung und avantgardistischem Traditionsbruch. Er setzt mit Beobachtungen zu Friedrich Nietzsche als einem der ›Väter der Moderne‹ ein und findet ein erstes Zentrum bei Hugo von Hofmannsthal. In weitgehend chronologischer Sequenz werden sodann Schwerpunkte auf Thomas Mann und im literarischen Expressionismus gesetzt, bevor sich der Bogen abschließend über Franz Kafka und Bertolt Brecht bis hin zum traditionsbewussten Exilanten Stefan Zweig spannt.